Hertha BSC steht nach der katastrophalen 0:4-Niederlage gegen Elversberg unter enormem Druck. Das Team befindet sich nach dem Bundesliga-Abstieg mitten im Abstiegskampf der 2. Bundesliga, und Trainer Stefan Leitl steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Trotz des Trainerwechsels und einer neu ausgerichteten Mannschaft bleibt eines klar: Die größten Probleme bei Hertha BSC liegen nicht bei den Trainern, sondern bei der Mannschaft und ihrer fehlenden mentalen Stärke, insbesondere in Drucksituationen. Das jüngste Debakel zeigt, dass viele junge Spieler noch nicht in der Lage sind, die hohen Erwartungen zu erfüllen.
Trainerwechsel bringt keine Wende
Die 0:4-Niederlage in Elversberg hat erneut deutlich gemacht, dass die Probleme bei Hertha BSC nicht allein auf die Trainerbank zurückzuführen sind. Obwohl Stefan Leitl nun als neuer Coach an der Seitenlinie steht, sind die sportlichen Mängel der Mannschaft weiterhin offensichtlich. Die Trainerrotation innerhalb der letzten anderthalb Jahre – mit Fiél, Schwarz, Korkut, und Dardai als Vorgängern – hat keine nachhaltige Lösung gebracht. Unabhängig vom Namen des Trainers hat die Mannschaft ihre Leistung nicht abrufen können. Das Spiel in Elversberg war der Beweis, dass der Kader trotz großer individueller Talente in schwierigen Momenten versagt.
Junge Spieler sind überfordert
Ein zentrales Problem bei Hertha BSC ist die Überforderung junger Spieler, die in Drucksituationen zu häufig versagen. Talente wie Ibrahim Maza, Derry Scherhant und Marton Dardai wurden in der Vergangenheit mit großen Erwartungen bedacht, doch der Sprung von der Jugend zu den Profis scheint für viele dieser Spieler zu groß zu sein. Besonders nach dem Abstieg aus der Bundesliga haben sich wiederholt Situationen gezeigt, in denen die jungen Spieler nicht die notwendige Leistung zeigten, um das Team zu stabilisieren. Ein prägnantes Beispiel hierfür war das Aus im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern, das die Mannschaft zusätzlich belastete.
Heimschwäche als Indikator
In der laufenden Saison haben die Heimspiele der Berliner gezeigt, wie tief das Vertrauen in die Mannschaft gesunken ist. Trotz der Fans im Olympiastadion haben die Spieler oft die Nerven verloren und wichtige Punkte liegen lassen. Von den elf Heimspielen wurden sieben verloren, was Hertha zum schlechtesten Heimteam der 2. Bundesliga macht. Bei gerade einmal acht Punkten aus diesen Spielen wird klar, dass das Olympiastadion zwar als „Erlebnis“ gelobt wird, in der Praxis jedoch eine regelrechte Festung der Enttäuschungen geworden ist.
Mentale Stärke und Drucksituationen
Ein weiteres großes Problem ist die fehlende mentale Stärke in entscheidenden Momenten. Der 0:4-Verlust in Elversberg ist nicht nur ein sportliches, sondern auch ein psychologisches Desaster für die Mannschaft. Die Spieler müssen lernen, mit dem Druck umzugehen, insbesondere jetzt, da der Abstiegskampf immer enger wird. Hertha hat nur noch fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone, und das bevorstehende Heimspiel gegen Schalke 04 wird entscheidend sein. Trainer Stefan Leitl bleibt optimistisch und betont, dass die Mannschaft die Klasse halten könne. Doch ob dies ausreicht, wird davon abhängen, ob die Spieler in der Lage sind, ihre mentalen Blockaden zu überwinden und in den kommenden Wochen ihr wahres Potenzial abzurufen.
Der mentale Vorteil der Konkurrenz
Die Konkurrenz im Abstiegskampf spielt schon seit dem ersten Spieltag mit der mentalen Belastung und weiß, wie man in diesen Situationen bestehen muss. Vereine wie Münster, Braunschweig, Ulm und Regensburg sind auf den Abstiegskampf vorbereitet, während Hertha BSC in die Saison mit deutlich höheren Erwartungen gestartet ist. Diese unterschiedlichen Ausgangspunkte verschaffen den direkten Konkurrenten einen klaren mentalen Vorteil. Für Hertha BSC wird es entscheidend sein, wie sie diesen Kampf annehmen können, um nicht weiter in die Abstiegszone zu rutschen.
Was kann Hertha BSC tun?
Stefan Leitl steht vor der Herausforderung, die Mannschaft aus ihrer mentalen Blockade zu befreien. Ein Schlüssel dazu wird sein, dass er das Team stabilisiert und in den verbleibenden Spielen zu einer Einheit formt, die bereit ist, um den Klassenerhalt zu kämpfen. Doch das größte Problem bleibt: Der Kader braucht dringend Verstärkungen in zentralen Positionen. Ein erfahrener Torjäger, eine stabile Abwehr und ein ordnendes Element im Mittelfeld fehlen nach wie vor. Sollte der Verein im Sommer keine geeigneten Verstärkungen holen, könnte der Abstieg für Hertha BSC Realität werden.
Hertha BSC steckt tief in der Krise. Trotz Trainerwechsel und neuer Ansätze hat sich das Team nicht stabilisieren können. Die größten Baustellen liegen nicht nur im taktischen Bereich, sondern auch in der Zusammensetzung des Kaders und der mentalen Stärke der Spieler. Hertha steht vor einer entscheidenden Phase, und es bleibt abzuwarten, ob sie ihre Fehler rechtzeitig korrigieren können, um den Klassenerhalt zu sichern. Weitere Fehltritte wie in Elversberg dürften das Team weit hinter die Konkurrenz zurückwerfen.
Für die Zukunft von Hertha BSC ist eine grundlegende Neuausrichtung nötig – sowohl sportlich als auch strukturell. Wie sich die Mannschaft und der Verein aufstellen werden, bleibt abzuwarten.
Artikel veröffentlicht auf Neue Berliner Zeitung.