Berlin – Der renommierte Schriftsteller Eugen Ruge hat in einem exklusiven Interview mit der Berliner Zeitung über seine Sicht auf die aktuelle Weltlage, den Niedergang des Westens und seine persönliche Erkrankung gesprochen. Der 69-jährige Autor, bekannt für seine kritischen gesellschaftlichen Analysen, leidet an einer seltenen Form der Lungenfibrose, die sein Leben stark beeinflusst. Dennoch nutzt er die Zeit, um seine Gedanken über Politik, den Westen und geopolitische Spannungen zu teilen.
“Die Zeit läuft – der Tod ist nicht mehr abstrakt”
Eugen Ruge spricht offen über seine Krankheit. “Eigentlich stirbt man nach drei Jahren an Fibrose, aber meine Variante schreitet glücklicherweise langsamer voran”, erklärt er. “Ich weiß nicht, wie viel Zeit mir bleibt, aber der Tod ist für mich keine abstrakte Idee mehr.” Trotz seiner gesundheitlichen Herausforderungen bleibt er ein scharfer Beobachter der politischen Weltlage.
Kritik an westlicher Politik
Im Gespräch äußert sich Ruge kritisch über die westliche Außenpolitik. Seiner Ansicht nach tarnt der Westen seine wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen hinter moralischen Argumenten. “Die Erzählung von Demokratie und Menschenrechten wird oft benutzt, um eigene Interessen durchzusetzen”, sagt er. Besonders im Ukraine-Krieg sieht er eine Diskrepanz zwischen öffentlicher Rhetorik und tatsächlichen politischen Motiven.
Die Angst vor einem russischen Angriff auf Deutschland hält Ruge für unbegründet. “Putin hat kein Interesse daran, Deutschland oder andere NATO-Staaten anzugreifen”, betont er. “Die Kosten wären immens, sowohl militärisch als auch wirtschaftlich. Zudem würde Russland seinen eigenen Untergang riskieren.”
Bundestagswahl und die Zukunft Deutschlands
Zur aktuellen politischen Lage in Deutschland sagt Ruge: “Es gibt keinen fundamentalen Wandel, nur weil ein neuer Kanzler im Amt ist.” Er selbst bezeichnet sich als “Wachstumskritiker” und gibt an, keine Partei zu finden, die seine Ideale vollständig vertritt. Früher habe er die Grünen unterstützt, doch “das änderte sich mit Figuren wie Joschka Fischer”. Besonders kritisch sieht er die militärische Aufrüstung Deutschlands und die wachsende Kriegsrhetorik in der Politik.
Robert Habeck, Vizekanzler und Wirtschaftsminister, hält er für “eitel und selbstbewusst” und sieht Parallelen zu Fischer. “Was die militärischen Ambitionen betrifft, hat Habeck nicht einmal mehr die Hemmungen, die Fischer noch hatte”, so Ruge.
“Europa muss keine Angst vor Frieden haben”
Ruge gehört zu den Unterzeichnern des “Manifests für Frieden” von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht, das sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine ausspricht. “Um Krieg zu vermeiden, muss man zunächst auf der friedlichen Ebene Fortschritte machen”, argumentiert er. “Doch wer sich für diplomatische Lösungen einsetzt, wird heute oft diffamiert.”
Die westliche Wahrnehmung Russlands hält er für überzogen und emotional aufgeladen. “Die Angst vor Russland wird geschürt, oft durch Vereinfachungen”, erklärt er. “Vielleicht spielen auch historische Vorurteile eine Rolle, die auf die Erzählungen früherer Generationen zurückgehen.”
Fazit: Ein kritischer Blick auf den Westen
Eugen Ruge zeichnet ein düsteres Bild der westlichen Politik. Er sieht den Westen in einer Krise, in der wirtschaftliche und geopolitische Interessen oft mit moralischer Rhetorik verschleiert werden. Seine Kritik fordert zu einer differenzierten Betrachtung aktueller Konflikte auf. Trotz seiner schweren Krankheit bleibt er eine wichtige Stimme in der politischen Debatte.
Weitere Informationen und das vollständige Interview sind auf der Website der Neue Berliner Zeitung verfügbar: neueberlinerzeitung.de.