Die Kriminalität im Berliner Nahverkehr verändert sich. Während die Gesamtzahl der Delikte leicht zurückgeht, nimmt die Zahl der Sexualstraftaten in U-Bahnen und Bussen zu. Laut aktuellen Daten der Polizei ereignen sich täglich im Schnitt 42 Straftaten in Bussen, Bahnen und an Haltestellen. Besonders betroffen sind U-Bahnhöfe, auf die 55 Prozent aller Delikte im öffentlichen Nahverkehr entfallen. Welche Maßnahmen werden ergriffen, um Fahrgäste besser zu schützen?
Kriminalität im Nahverkehr: Ein rückläufiger Trend mit Schattenseiten
Laut einer aktuellen Anfrage der Grünen-Politiker Antje Kapek und Vasili Franco an die Senatsverwaltung wurden im Jahr 2024 insgesamt weniger Straftaten im Berliner öffentlichen Nahverkehr registriert als im Vorjahr. Ein Hauptgrund dafür ist der Rückgang der Drogendelikte nach der Teillegalisierung von Cannabis. Trotzdem bleibt die Gewaltquote hoch. Besonders alarmierend: Die Zahl der Sexualstraftaten steigt.
Sexualdelikte auf dem Vormarsch
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) meldeten 2024 insgesamt 283 Fälle von Sexualdelikten in U-Bahnen und Bussen. Das entspricht einem Anstieg von fast 15 Prozent gegenüber 2023. In S- und Regionalbahnen hingegen sank die Zahl solcher Fälle von 131 auf 97. Dennoch warnt Grünen-Politikerin Kapek: “Das ist kein Grund zur Entwarnung.”
Die meisten dieser Straftaten ereignen sich an stark frequentierten Haltestellen und in vollen Verkehrsmitteln. Gerade in den Abendstunden und nachts fühlen sich viele Fahrgäste unsicher. “Wir müssen dringend mehr tun, um Opfer zu schützen und Prävention zu verbessern”, fordert Kapek.
Warum Kameras nicht immer helfen
Trotz der Videoüberwachung an vielen Haltestellen und in Fahrzeugen bleibt die Zahl der Taten hoch. Experten erklären, dass Kameras zwar zur Aufklärung beitragen können, jedoch keine direkte Abschreckung für Täter darstellen. “Oft handelt es sich um spontane Taten, die nicht von langer Planung abhängen”, sagt Kriminologe Sebastian Fiedler.
Zudem sind viele Opfer nicht bereit, die Taten sofort zu melden, aus Angst vor Konsequenzen oder weil sie das Gefühl haben, dass eine Anzeige wenig bewirken wird.
Maßnahmen zum Schutz der Fahrgäste
Um die Sicherheit in Bus und Bahn zu erhöhen, fordern Experten und Politiker zusätzliche Maßnahmen:
- Mehr Sicherheitspersonal: Eine stärkere Präsenz von Sicherheitskräften kann das subjektive Sicherheitsempfinden erhöhen.
- Bessere Beleuchtung: Dunkle Haltestellen oder schlecht beleuchtete U-Bahn-Stationen bieten oft Tatorte für Übergriffe.
- Schnellere Meldemöglichkeiten: Digitale Notrufsysteme in Fahrzeugen könnten helfen, Vorfälle schneller zu registrieren und darauf zu reagieren.
- Kampagnen gegen sexuelle Gewalt: Mehr Aufklärung und Sensibilisierung könnten dazu beitragen, dass Opfer sich schneller an die Polizei wenden.
Die Zahlen zeigen: Trotz Videoüberwachung und sinkender Gesamtkriminalität bleibt das Problem von Sexualstraftaten im Berliner Nahverkehr bestehen. Gerade in U-Bahnen und Bussen ist der Anstieg besorgniserregend. Um dem entgegenzuwirken, sind verstärkte Sicherheitsmaßnahmen und Aufklärungskampagnen notwendig. Fahrgäste sollen sich in Berlin sicher fühlen können – zu jeder Tages- und Nachtzeit.
Für weitere Berichte zur aktuellen Sicherheitslage besuchen Sie die Neue Berliner Zeitung.